Überwältigender Frauenstreik in Lenzburg

Überwältigender Frauenstreik in Lenzburg

Dem Aufruf, ein Zeichen für die Gleichberechtigung zu setzen, sind in Lenzburg rund 150 Personen gefolgt. Gerechnet haben wir vom OK – Beatrice Taubert, Gabi Lauper und ich mit 50 Frauen. Ich hatte im April per Zufall entdeckt, dass in Lenzburg kein Streikzmittag stattfindet. Relativ spontan habe ich mich als Organisatorin gemeldet. Und dann gings schnell – sofort haben sich Frauen gemeldet, die mitarbeiten und mitorganisieren wollten. Es war wirklich solidarisch und das ist toll.

in Lenzburg waren Mütter mit ihren Kindern, Frauen aus umliegenden Dörfern wie Fahrwangen und Suhr, Politikerinnen aus Gemeinde- und Einwohnerrat – einfach Frauen aus allen Lebensbereichen dabei. Ich habe in meiner Rede auf die Schweizer Missstände in der Lohngerechtigkeit und auf die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Voten am offenen Mikrofon auf dem Metzgplatz von Frauen aus verschiedenen Generationen zeigten, wo heute noch Handlungsbedarf besteht. Dies betrifft auch die anwesenden Männer, denn eine gelebte Gleichberechtigung bringt auch Männern die Freiheit, sich nicht nur in der Randzeit um Kinder und Haushalt zu kümmern. Damit erhöht sich die Lebensqualität von allen. Die Anliegen im Frauenstreik Manifest sind nicht aus der Luft gegriffen. Obwohl seit 1971 oder 1991 auch vieles schon erreicht wurde. Wer hätte damals gedacht, dass mal eine Bundesrätin das Militärdepartement führt. Als Hommage und Zeichen für ein Miteinander statt Gegeneinander wurden die kurz vor der Brevetierung stehenden Offiziere in den Anlass eingebunden.

Gestärkt durch den Streiksirup und ausgerüstet mit Fahnen ging es angeführt von SP-Einwohnerrätin Béatrice Taubert fröhlich singend zum Rathaus. Hier überreicht SP-Grossrätin Gabi Lauper dem Lenzburger Stadtammann Dani Mosimann das Aargauer Frauen-Manifest mit der provozierenden Frage, wie es in der Lenzburger Verwaltung mit der Gleichberechtigung aussieht. Die Anzahl Frauen in Kaderpositionen ist nämlich viel zu tief. Ebenfalls sind nicht alle Abteilungen angemessen durchmischt.  Und wie steht es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Mit den überteuerten Tagesstrukturen ist Lenzburg auch hier leider keine Vorzeigestadt. Es besteht Handlungsbedarf. Dies anerkennt auch Mosimann. Und gibt diese Fragen auch an die Wohngemeinden des Bezirks weiter, da auch etliche Frauen aus anderen Gemeinden nach Lenzburg zum Rathaus marschierten.

Mit dem Streik-Lied gegen Lohn- und Rentenklau ging es anschliessend via Bahnhofstrasse zum Restaurant Barracuda, Im Lenz. Die Geschäftsführerin Ann-Kristin Schäffler und ihr Team schafften es, die doppelte Anzahl, wie im Vorfeld angenommen, mit einem feinen Pastagericht zu verwöhnen. Nicht nur die lebhaften Gespräche an den verschiedenen Tischen, sondern auch die Musikeinlagen von Barbara Studer trugen zum gelungenen, öffentlichkeitswirksamen Anlass in Lenzburg bei.