Kritisches Interview – Meine Antworten auf oft gestellte Fragen

Kritisches Interview – Meine Antworten auf oft gestellte Fragen

Ich beantworte die Fragen, welche ich oft gestellt kriege. Und auch diejenigen Fragen, welche sich Leute denken und vielleicht nicht zu stellen trauen. Im Anhang finden Sie die französische und italienische Version des Interviews.

Du hast vier kleine Kinder. Kannst du es verantworten, trotzdem ein solches Amt anzustreben?

Genau wegen dieser Frage möchte ich gerne Präsidentin der CVP-Frauen werden. Es wäre ein grossartiges Zeichen, dass wir in der Mitte daran glauben, dass Frauen Familie, Beruf und Politik vereinen können und wir sie dazu befähigen. Mein Mann und ich arbeiten beide 60 Prozent auswärts, wir teilen uns die Verantwortung der Familie. Da ich Geschäftsführerin bin, habe ich grosse Flexibilität in der Organisation und kann mir für die Politik Freiräume schaffen. Ich kenne mich gut, kann meine Ressourcen einschätzen und setze Prioritäten. Darum ist meine Antwort auf diese Frage ein kräftiges Ja. Trotz meiner Familie oder gerade wegen meiner Familie, aus der ich viel Kraft schöpfe, glaube ich, dass ich dieses Amt zur grossen Zufriedenheit ausführen könnte.

 

Bist du nicht zu jung und unerfahren für dieses Amt?

Es freut mich, dass ich mit 37 als jung bezeichnet werde. Alter ist natürlich immer relativ, daher verstehe ich auch die Frage. Alter ist per se kein Vor- oder Nachteil. Das Gleiche gilt für die Anzahl ausgeführter Ämter. Ich habe vielleicht nicht viele Ämter vorzuweisen, aber diejenigen, die ich eingehe, mache ich richtig und mit viel Engagement und Begeisterung. Trotz quantitativ geringem Alter kann ich qualitativ grosse Führungserfahrung vorweisen, da ich sehr früh Führungsverantwortung übernahm, grosse Teams leitete, wichtige Kunden betreute. Auch in der Politik leitete ich schon vor zehn Jahren ein politisches Projekt in meiner Region. Heute bin ich in der Legislative tätig.

Trotzdem: Ich bin mir meiner Grenzen bewusst und brauche Ergänzung. Darum habe ich Nationalrätin Marie-France Roth Pasquier als Vizepräsidentin an meiner Seite. Sie ist älter als ich und agiert in der Exekutive im Stadtparlament von Bulle FR und Nationalrätin von Fribourg.

Zudem bin ich nicht die einzige CVP Frau. Unsere grosse politische Erfahrung geht nicht verloren, ich möchte sie nutzen und mein Engagement darauf aufbauen und gemeinsam vorwärts kommen.

 

Dein provokativer Slogan «Bald kommen meine Tage» sorgte für Aufsehen, ja. Aber er kann egozentrisch wirken. Geht es Dir auch um die Partei oder nur um Dich und Deine Karriere?

Eine berechtigte Frage, die ich nachvollziehen kann. Ja, ich habe mich mit meinen Aktionen aus dem Fenster gewagt und verstehe, dass dies nicht überall gut ankommt. Wichtig ist mir, zu betonen, dass ich ein Herz für die Mitte habe. Ich bin in der CVP aufgewachsen, diese Partei ist tief in mir verankert. Politik ist nichts für Einzelkämpferinnen, nur gemeinsam im Team kommen wir weiter. Neben meinen lauten Aktionen engagiere ich mich sehr gerne in Kommissionen und in stiller Basisarbeit, wie zum Beispiel als Co-Präsidentin der «IG Klimazukunft Lenzburg» oder in der Einbürgerungskommission. Beim besagten Wahlkampf habe ich jede CVP-Veranstaltung besucht und stets mein lautes Engagement mit der Parteileitung abgesprochen. Ich bin keine Einzelgängerin – ich wäre dumm, wenn ich es wäre.

 

Dein Profil wirkt etwas links. Bist du richtig in der CVP?

Ja, ich bin goldrichtig in der Mitte. Ich bin verankert in der CVP und deren Werte. Ich bin in einem ländlichen Umfeld aufgewachsen, habe beruflich viel mit Bauern zu tun, lebe heute in einer Kleinstadt und glaube, dass ich dadurch Brücken schlagen kann. Frauenanliegen sind keine linken Themen, ich möchte nicht alles dem Staat überlassen. Ich habe Betriebswirtschaft studiert und stehe ein für eine soziale Marktwirtschaft. Ich bin in unserer bürgerlichen Partei genau am richtigen Ort und möchte mich von der Mitte aus für Frauenanliegen einsetzen.

 

Deine Posts, Kolumnen und Aussagen sind teilweise provokativ. Vor allem für Männer. Hast du ein Problem mit Männern?

Mir geht es nicht ums Provozieren. Es kann ein zielführendes Stilmittel sein, um etwas anzustossen. Aber als Präsidentin der CVP Frauen möchte ich nicht in erster Linie provozieren oder gar Fronten verhärten. Ich will Brücken schlagen. Ich bin keine verbissene Emanze, die mit Männern ein Problem hätte oder sie sogar hassen würde. Auf keinen Fall! Ich bin eine Frau der Mitte, die der Ansicht ist, dass Frauenanliegen nicht nur Frauen betreffen, sondern dass gestärkte Frauen für die ganze Gesellschaft ein Gewinn sind. Ich will nicht gegen die Männer arbeiten, sondern die Männer für unsere Anliegen gewinnen: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, flexible Arbeitsbedingungen, Richtwert für Führungskräfte, Tagesschulen und Tagesstrukturen. Ich will, dass unsere Parlamentarierinnen und Parlamentarier mit Frauenanliegen erfolgreich sein können und ihnen gute Vorstösse in die Hand geben.

 

Französische Version des Interviews: Entretien critique_Bachmann-Roth

Italienische Version des Interviews: Intervista critica_Bachmann-Roth