Die Rolle der Frau in 10 Jahren

Die Rolle der Frau in 10 Jahren

Die Rolle der Frau. Ein provokativer Titel. Auf persönlicher Ebene gibt es die Rolle der Frau nicht, aber es gibt die Geschlechterrolle, die uns von unserer Gesellschaft bzw. Kultur gegeben wird. Hier eine Definition: Eine Rolle ist die Summe von Verhaltensweisen, die in einer Kultur für ein bestimmtes Geschlecht als typisch oder akzeptabel gelten und Personen zugewiesen werden.

Früher – und das ist nicht so lange her – vor 1985 war das Rollenbild der Frau klar definiert. Sie ist daheim und schaut zu Familie und Haushalt. Mit dem neuen Eherecht 1985 wurde definiert, dass Frau und Mann gleichberechtigt in einer Partnerschaft leben.

Heute sind wir an einem Punkt, wo die Geschlechterrolle auch anderweitig hinterfragt wird: Braucht es diese Kategorisierung überhaupt noch? Menschen fühlen sich eingeengt und in ein Geschlecht gezwängt. Ist unsere Geschlechtsidentität nicht eher fliessend, wie auf einer Skala von 1-10 von männlich bis weiblich und mit Abstufungen dazwischen?

Diese Bewegung gilt es ernst zu nehmen und in gewissen Gebieten ist es wohl tatsächlich besser wenn wir das Geschlecht aussen vor lassen. Z.B: auf Formularen, bei Bewerbungen und Adressangaben.

Ich bekenne mich zur Frau, auch zur Kategorie Frau. Ich finde es wichtig, dass wir hier die Frauenanliegen in ihrer Breite erfassen und diese Anliegen auch verfechten. Nur wenn wir die Kategorie haben, können wir Studien machen und Massnahmen ergreifen.

Ich bin Betriebsökonomin. Wir lieben ja Prognosen – Umsatz, Entwicklung und in der Geschäftswelt gibt’s für uns viele Prognose-Instrumente. So versuche ich mal eine etwas andere Annäherung an das Thema Die Rolle der Frau in 10 Jahren. – mit zwei Instrumenten:

  1. Wir schauen wie sich diese Rolle in den letzten 10 Jahren entwickelt hat. Da ging was:
    1. 2018 Istanbul Konvention – Schutz vor Gewalt für Frauen und Mädchen.
    2. 2019: Est startete eine Frauenbewegung – der Frauenstreik.
    3. 2020 gab es einen Schub: Der Vaterschaftsurlaub wurde eingeführt. Dazu wurde der Schutz für Opfer von häuslicher Gewalt verstärkt, Lohngleichheitskontrollen eingeführt.
    4. WeF Gender Gap: 2011 war die Schweiz auf Platz 10, 2021 wieder auf Platz 10.
    5. Frauen im Parlament: 2021 waren 42 Prozent der Sitze von Frauen besetzt. 2011 waren es ca. 18% Prozent.
    6. Frauen im Bundesrat: 2011 gab 4 Frauen im Bundesrat. 2021 waren es 3.
    7. Der Lohnunterschied betrug gemäss Bundesamt für Statistik 2021 rund 12% und im Jahr 2011 15%.

 

  1. Wir schauen mit Modellen und Umfragen in die Zukunft und beobachten, was die Akteure für Ziele verfolgen.
  • Frauen haben öfters einen höheren Abschluss als Männer.
  • Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen ist auf Höchststand von 13%.
  • Die Zahl der weiblichen CEOs erhöht sich gleichzeitig von 3 auf 5.
  • Durchschnittlich sind 20% Frauen im VR.
  • Diverse Parteien verfolgen Ziele für die Gleichstellung von Mann und Frau: SP Frauen, FDP Frauen, GLP Frauen, gemeinnützige Frauenvereine, Kantonale Organisationen wie Frauenzentrale, BPW.
  • Die Alliance F hat ein Starkes Legislaturprogramm zu den Themen Individualbesteuerung, Vereinbarkeit, Gewalt und anderen Frauenfragen.
  • Das EKFF Verlangt Elternzeit.
  • Dazu kommen diverse Initiativen zu Individualbesteuerung, Elternzeit und Service Citoyen.
  • Und wir haben eine lebendige Basis vom Frauenstreik 2021

 

Mit diesen zwei Instrumenten wage ich folgende Prognose für das Jahr 2031:

  1. Ich denke die Rolle der Frau wird sich erweitern. Es wird selbstverständlicher, dass jede Frau macht, was sie will. Ich denke, es werden wohl andere Benachteiligte im Begriff Feminismus subsumiert werden und es wird stärker intersektional gearbeitet.
  2. Es wird einige politische Entscheide geben:
  3. Einer der Entscheide betrifft die Frauenquote, weil wir bis dahin bemerkt haben, dass es doch nicht ohne geht…
  4. Eine Veränderung in der Besteuerung ist aufgegleist.
  5. Pflegeberufe werden aufgewertet. Und das auch aus der Not, wegen der Überalterung und Problemen im Bereich Gesundheit.
  6.  Da hilft auch der Bürgerinnen-Dienst. Bekannte männliche Institutionen werden ausgebaut und feminisiert.
  7. Durch die EKFF werden Elternzeit und Kinderbetreuung ausgebaut.
  8. Tagesstrukturen und Tagesschulen können einfacher besucht werden. Es wird wohl günstiger und die Qualität wird steigen.

Gemäss dem am Mittwoch publizierten jüngsten Bericht wird es nun 135,6 Jahre dauern, bis Frauen gesellschaftlich, politisch und im Wirtschaftsleben den Männern gleichgestellt sind. Corona hat uns zurückgeworfen – am Arbeitsplatz und zu Hause.

Was sind denn schon 10 Jahre auf 135 gerechnet, die es noch dauern wird? Ich gebe zu – das kann entmutigen. Wir sind geprägt von einer langen Geschichte. Wir werden alle sozialisiert und sind geprägt von einer Gesellschaft. Das macht den grossen Teil aus – nicht die Gene oder die Biologie. Gleichberechtigung kann nicht schnell gehen.

Darum gilt für mich: Ich feiere die Meilensteine – das Frauenstimmrecht zum Beispiel. Wir engagieren uns und gleichzeitig gilt es, gelassen zu bleiben.

So viel zur Rolle der Frau. Ja, wir haben politisch noch viel zu tun. Was ich aber den nächsten Jahren genauso, wenn nicht noch wichtiger finde, ist die Rolle des Mannes.

  1. Wir müssen die neue Rolle der Frau den Männern beibringen
  2. Mit der Rolle der Frau, muss sich auch die Rolles Mannes verändern und da sind wir noch weit davon entfernt. Es gilt hier dementsprechend zu sensibilisieren und lobbyieren.